Artenvielfalt im Fischbestand

Der Zugwiesenbach als naturnahes "Umgehungsgerinne" ermöglicht Fischen, wirbellosen Organismen und Säugetieren, die Staustufe sicher zu umgehen. Der Fischbestand hat sich sowohl im Zugwiesenbach als auch in den Seitengewässern sehr positiv entwickelt. Sowohl die Zahl der Arten als auch die Menge der Fische insgesamt hat deutlich zugenommen: Während es vor dem Bau nur elf heimische Arten waren, ist die Anzahl auf 23 angestiegen. Damit ist in kürzester Zeit schon fast das natürlicherweise im Mittleren Neckar zu erwartende Artenspektrum erreicht worden und die Anzahl der nachgewiesenen Rote-Liste-Arten hat sich mehr als verdreifacht. Zu diesen gefährdeten Arten gehört zum Beispiel die strömungsliebende „Nase“, die sich erstmalig 2012 und seitdem in einer immer größeren Anzahl im Zugwiesenbach blicken lässt.

Die gute Entwicklung resultiert auch aus dem Konzept der Besucherlenkung, das bei den Planungen des Neckarbiotops eine entscheidende Rolle gespielt hat. Bestimmte Wegabschnitte zu geschützten Bereichen sind gesperrt, natürliche Grenzen wie der Zugwiesenbach oder Hecken ersetzen Zäune. Wesentlich zum Erfolg beigetragen haben auch die Zugwiesen-Guides, die vor allem an Wochenenden und Feiertagen präsent sind und die Besucherinnen und Besucher über das Biotop informieren.

"Riverwatcher" zum Filmen und Zählen

An der Staustufe Poppenweiler wurde eine elektronische Fischzähleinrichtung installiert, ein sogenannter „Riverwatcher“. Mit ihm ist es möglich, die Fischwanderung im Zugwiesenbach, also die Umgehung der Staustufe, nachzuweisen. Die Fische können über eine Unterwasserkamera beobachtet und bestimmt werden. Ein Unterwasserscanner erfasst die Anzahl der durchschwimmenden Fische. So gibt es noch präzisere Ergebnisse. Die Stadt arbeitet hier eng mit dem württembergischen Anglerverein zusammen: Der Verein hat den Fischzähler mit Unterstützung der Fischereibehörde Stuttgart erworben, die Stadt Ludwigsburg hat ihn eingebaut. Die Unterhaltung erfolgt ebenso in Zusammenarbeit.

So werden Fische und Fischarten erfasst

Wandernde Fische müssen den Fischzähler passieren. Dort werden sie von Lichtschranken erfasst, die Schwimmrichtung, -geschwindigkeit und Größe der Fische ermitteln. Die Lichtschranken lösen die Aufzeichnung einer integrierten Videokamera aus mit deren Hilfe eine Bestimmung der Art möglich wird. So werden über einen langen Zeitraum alle Fischarten, die das Umgehungsgerinne nutzen,deren Anzahl und vor allem deren Wanderungsverhalten erfasst.

Mit dem Bau des naturnahen Zugwiesenbaches erhöhte sich schon nach drei Jahren das Fischartenspektrum von vorher elf Arten im Neckar auf 19 Arten im renaturierten Bereich. Potentiell 29 Fischarten wären im Ludwigsburger Neckarabschnitt in einem unausgebauten Zustand zu erwarten. Zu den neu eingewanderten Arten zählen insbesondere solche, die ein ausgeprägtes Wanderverhalten zur Laichzeit aufweisen, wie beispielsweise die Nase. Weitere wichtige, im Zugwiesenbach bereits festgestellte Fischarten sind vor allem Barbe, Forelle, Rotauge und Döbel.

Ergebnisse des Gemeinschaftsprojekts

Der Zugwiesenbach zählt zu den vom Württembergischen Anglerverein e.V. bewirtschafteten Gewässern. Die Gewässer in den Zugwiesen sind neben wichtigen Wanderwegen auch Kinderstuben der Neckarfische. Deshalb ist das gesamte Gebiet der Zugwiesen ein Schongebiet, das  nicht nur Fischen, sondern auch Amphibien und Vögeln als Lebensraum dient. Gemeinsam mit der Stadt Ludwigsburg wurde ein Monitoringsystem installiert, das die Vorgänge unter Wasser dokumentiert. So wird ersichtlich, wie erfolgreich die Maßnahmen in den Zugwiesen sind.

Die Ergebnisse des Monitorings werden auf der Internetseite des Württembergischen Anglervereins e.V. veröffentlicht. Dort stehen aktuelle Bilder, die der Fischzähler liefert, sowie verschiedene Statistiken zu den Fischwanderungen online: